Wenn ich mich im Alltag bewege und Menschen beobachte, hatte ich schon desöfteren das Gefühl mich in einem riesigen Theaterstück zu bewegen und ich ganz allein bin der Zuschauer − mit exquisitem Logenplatz.
Da sind die Pinguine, die in ihren schwarz-weißen Outfits geschäftig durch die Gegend watscheln oder die Pfauen − immer schön herausgeputzt und sich von ihrer besten Seite zeigend. Und natürlich, um nicht zu vergessen, die Hyänen, die mit ihrem leerem Gekreische ständig auf sich aufmerksam machen wollen. Die große Mehrzahl besteht aber eindeutig aus einer großen Herde weißer Schafe.
Natürlich gibt es auch etwas ausgesuchtere, kleinere Rollen, wie etwa den kleinen schillernden Kolibri, den gemütlichen und weisen Elefanten oder den knuffigen Pandabären. Auch ein paar emsige Ameisen oder die verschiedenen Arten der Zugvögel tauchen manchmal in einer Nebenrolle auf. Diese Auftritte sind aber, zu meinem Verdruss, leider stets sehr kurz.
Die gespielten Stücke ähneln sich alle sehr, nur die Szenerien wechseln sehr oft. Vielleicht wird damit versucht, der Ödnis des Spiels etwas entgegenzusetzen. Ich hab das ganze Konzept noch nicht so richtig verstanden bzw. durchschaut und auch den Regisseur habe ich noch nicht persönlich getroffen, um ihn dazu befragen zu können.
Vor lauter Langeweile ertappe ich mich mitunter auch dabei, dass ich mitspielen möchte. Dann schleiche ich mich als kleiner Statist hinein und hoffe sehnlichst, dass mich keiner der anderen Darsteller als Laien und Dilettanten durchschaut. Deshalb schlüpfe ich auch nur in Rollen, die meinem Wesen sehr ähnlich sind − im Grunde spiele ich mich dabei selbst.
Aber schnell wird mir dabei klar, dass ich für die große Bühne nicht gemacht bin, für das Spiel und für die Interaktion mit anderen Schauspielern. Mein überstürztes Abtreten von der Bühne wird aber meist gar nicht bemerkt, da die Akteure so voller Überzeugung in ihre Rolle vertieft sind.
Letztendlich bleibe ich lieber ein stiller, aufmerksamer Beobachter und Applaudierender. Und schaue mich wieder öfter in den Zuschauerreihen neben mir um, ob ich da nicht doch noch Jemanden sitzen sehe, der sich wie ich, fernab von der Bühne bewegt.