Ok, ich gebe zu. Ich saß schon lange nicht mehr am Steuer. Erst recht nicht regelmäßig und mit einem eigenen Auto. Das letzte habe ich vor 5 Jahren verkauft und die Verkaufssumme hat einen nicht unerheblichen finanziellen Beitrag zu meiner Weltreise geleistet.
Seitdem bin ich so Einiges gefahren: Traktoren, Quads, einen alten Kleinbus, Roller, E-Bike, Fiat, Opel und Co. Ich bin links gefahren, dann wieder rechts, die meisten Autos waren geliehen, eins sogar eine ganze Weile mein Zuhause.
Mittlerweile fahre ich nur noch sehr unregelmäßig. Trotzdem bin ich – glaube ich – immer noch ein recht guter Fahrer. Sobald ich jedoch zurück in Deutschland bin, merke ich dass sich eine seltsame Macke einschleicht: Beim Anfahren möchte ich immer direkt vom ersten in den vierten Gang schalten. Ich habe einfach nicht die Geduld. Dieses langsame Anfahren macht mich ganz kribbelig. Es ist, als ob ich ganz schnell wieder mit all den Anderen auf der Schnellstraße des Lebens fahren möchte. Dabei will ich das eigentlich gar nicht. Mir hat es doch so gut gefallen auf der kroatischen, laotischen oder nepalesischen Schotterpiste. Ich konnte fahren und habe dabei trotzdem aus dem Fenster geschaut, Menschen begrüßt, die Landschaft bewundert. Warum schaffe ich das hier nicht?
In mehreren Foren habe ich dazu jetzt gelesen, dass es mittlerweile sogar üblich ist, Gänge zu überspringen – besonders bei Überholmanövern. Angeblich soll es auch Sprit sparen. Naja, Sparen und schneller sein sind ja auch sehr wichtige Themen in der modernen Gesellschaft.
Ich selbst empfinde das Geruckel beim Überspringen der Gänge immer als sehr unangenehm und irgendwie ist es für mich auch immer eine kleines Warnzeichen, dass ich vielleicht doch wieder einen Gang runter schalten sollte. Lieber fahre ich ein bisschen langsamer durch mein Leben und kann noch sehen, was um mich herum passiert. Trotzdem muss ich – gerade in Deutschland und anderen modernen Zivilisationen – immer achtsam bleiben, um mich nicht zu sehr von den äußeren Umständen verleiten zu lassen. Ich möchte weiterhin meinen Weg fahren und mein Tempo beibehalten. Einfach, weil es besser zu mir passt.