So uncool

Als Teenie hatte ich immer das Gefühl ziemlich uncool zu sein. Ich hatte nicht die richtigen Klamotten an, kein Geld für die angesagte Frisur, ein zu strenges Elternhaus, um bei den guten Parties dabei zu sein und letztendlich selbst nicht die Werkzeuge, um dort hinzukommen und nicht rebellisch genug, um mein eigenes Ding zu machen.

Ich war beliebt, weil ich nett war, aber cool waren immer die Anderen. Individuell, besonders, angesagt – zumindest in meinen Augen. Ich war immer bemüht mich dranzuhängen, dabei zu sein, nicht unnötig aufzufallen. Und ich war auch dabei. Irgendwie. Aber ich gehörte nie wirklich dazu. Nirgends. Ein Gefühl, dass ich danach noch sehr lange mit mir herumtrug.

Die restliche Zeit versuchte ich mich zu erholen. Das Dabei-sein-wollen zehrte an meinen Kräften. Ich verbrachte Stunden in meinem Zimmer und machte „mein Ding“. Ich stellte Papier selbst her, schrieb Kurzgeschichten, übte Pirouetten, bastelte Was-auch-immer-die-Welt-nicht-braucht, schleppte jeden zweiten Tag dutzende Bücher von der Stadtbücherei nach Hause und war bald Spezialistin in Meeresbiologie, russischen Märchen und der Differenzierung von Bergkristallen. In diesen Stunden Zeit vergaß ich, wer ich sein wollte und war einfach ich.

Doch das Erwachsenenleben erforderte mehr Einsatz. Die Zeit fürs „Ich sein“ wurde immer weniger und irgendwann ging sie völlig verloren. Jetzt war ich nur noch die, die ich sein sollte und so lernte man mich auch kennen.

Aber ich fand mich immer noch so uncool.

Und dann kam dieser eine Tag, an dem sich alles verändert hat, an dem mir so Vieles klar wurde. Cool sein bedeutet einfach nur echt und authentisch zu sein. Es heißt einfach nur Ich zu sein.

Und seitdem bastele ich wieder unbrauchbare Dinge, tanze durch die Welt und werde Spezialistin in Salzteigausformung, Möwenkunde, Wolkengucken und bin obendrauf Puzzle-Weltmeisterin.

So uncool

Ich kaufe ein W

Die Welt steht kurz Kopf und die Wut wird zum Mut.
Ich ändere die Perspektive und aus dem Nebel wird das Leben.
Man will etwas ändern, aber fies bleibt mies.
Geschüttelt und gerührt macht Fehlen zum Helfen.

Man beschneide eine Brombeere und schon ist man in Rom.
Ein W wird gekauft und aus Eile wird Weile.
Beim Lesen einer Zeile ergeben sich neue Ziele.
Und egal was ich mache, die Ebbe sie kommt und sie geht.

Ich kaufe ein W

Vom Wissen und Wundern

Damals im Bio-Leistungskurs habe ich die Photosynthese auswendig gelernt, habe mich mit Hormonen, Blutkreisläufen und Mitochondrien bekannt gemacht und doch erstaunt es mich immer wieder, was mein Körper für ein Wunderwerk ist. Er trägt mich auf seinen Beinen durch die Welt. Mit meinen Augen kann ich die Farben des Regenbogens sehen und die verschiedenen Formen der Wolken betrachten, aus denen mein Kopf lustige Figuren zaubert.

Ich betrachte die Wunder der Natur, bestaune die Wandelbarkeit der Meereswellen, zähle die Punkte beim Marienkäfer und lasse die vielen bunten Blumen stehen, die sich zu einer Wiese zusammengefunden haben. Und ich brauche keine Erklärungen, um diese Dinge zu verstehen.

Ich habe viel gelesen über die Liebe, über Gefühle und Emotionen. Ich habe selbst geliebt, mich entliebt und gehasst, geweint und bin verzweifelt. Ich habe himmelhoch gejauchzt und bin wieder im Souterrain angekommen. Vieles habe ich gelernt. Dass ich mit Liebe Berge überwinden kann, dass Hass keinen Platz in meinem Leben hat und dass Leben nicht Kämpfen heißt, sondern Frieden. Ich bin gewachsen und stark geworden und lasse Wissen und Fühlen Hand in Hand gehen. Aber ich weiß nicht, wann der nächste Blitz einschlägt und meine Tränen lassen sich nicht per Knopfdruck abstellen.

Viele verschiedene Menschen haben meinen Weg gekreuzt. Haarig-groß und winzig-rosa-klein, liebenswert-nett und nicht so doll. Sich suchend im Nirgendwo oder schon angekommen im Irgendwo. Manch einen habe ich aus falschen Gründen bewundert, einen Anderen aus guten Gründen stehen lassen, die Dritten einfach vergessen. Ich habe Menschenkenntnis erlangt und fühle schnell, wann es „Klick macht“ und wann ich einfach weiterziehe. Aber all diese Erkenntnisse und dieses Wissen, versuche ich am Anfang einer neuen Begegnung wegzulassen und öffne mich für jeden einzelnen Menschen mit all seinen Geschichten, Ängsten, Zweifeln und Träumen. Weil Gefühle viel zu groß sind, für kleine enge Schubladen.

Ich habe viel gelernt, kann gut zuhören – auch mir selbst, weiß viel über die Menschen, das Leben und das Ende. Ich finde Ruhe in der Natur und Vertrauen in der Liebe. Ich finde Frieden in mir selbst und Freude in der Welt. Aber verstehen kann ich all das nicht wirklich. Und man muss auch nicht alles verstehen und wissen. Aber man kann staunen und sich wundern – jeden Tag, jeden Moment.

Vom Wissen und Wundern

Kurt. C.

Come, as you are, as you were, as I want you to be
As a friend, as a friend, as an old enemy
Take your time, hurry up, the choice is yours, don’t be late
Take a rest, as a friend, as an old
Memory

Kurt. C.

indirekt

ich laufe
begleitet von zweifeln
gejagt von ängsten
zu neuen ufern

ich falle
über viele kleine stolperfallen
und meine eigenen füße
ins glück hinein

ich schaue
mit geschlossenen augen
tief in mich hinein
dem leben direkt in die augen

indirekt

Drei, Zwei, Eins

Erst habe ich gelernt Andere, das Außen zu beobachten. Neutral und wertfrei. Ich betrachte nur das, was passiert. Ich kenne nicht immer den Grund, ich sehe nicht immer warum, aber das ist auch nicht wichtig. Ich verurteile es nicht. Ich bin nicht wütend. Es berührt mich nicht – wenn ich das nicht will. Eher staune ich über die Vielfalt, die immer wiederkehrenden Muster, das alles Vereinende, die Schönheit.

Dann gehe ich einen Schritt weiter und schaue auf mich selbst, schaue in mich hinein. Beobachte, sehe, fühle, lasse mich berühren. Es ist die gleiche Vielfalt, die gleichen Muster, die gleiche Schönheit.

Zuletzt bringe ich alles zusammen, wie bei einem großen Puzzle. Gemeinsam ergibt sich eine neue Einheit, ein Sinn, eine einfache Logik. Ein Wissen, das ich vorher nicht hatte.

Nur für diesen einen Moment.

Drei, Zwei, Eins