Ich war noch nie ein Streber. Ich wollte nie die Beste sein oder gewinnen. Sich beim Sport selbst zu quälen, um bessere Leistungen zu erzielen, konnte ich nicht. Und wollte ich vor allem nicht. Leiden, nur um ein bisschen fitter, schöner oder erfolgreicher zu werden?
Ich habe es trotzdem gemacht. Ich habe Ziele erreicht − mit Bravour − Pläne umgesetzt. Ich kann mich noch gut an diese Zeiten erinnern. Den Mechanismus habe ich immer noch in mir.
Aber innerlich strebe ich immer noch nach nichts, habe kein Ziel. Träume schon, ja. Aber eher um des Träumens willen. Da kann man so schön nichts tun. Und ich tue unglaublich gerne nichts. Die Momente, in denen ich nicht strebe − weder gedanklich, physisch und psychisch − sind Momente absoluter Freiheit.
Irgendwie habe ich das Gefühl, das auch ohne mein Zutun alles weiter geht. Die Welt und auch ich, wir verändern uns sowieso ständig. In jedem klitzekleinen Moment, bei jedem Atemzug. Wofür soll ich mich dann noch anstrengen? Für Ruhm und Ehre, für bewundernde Blicke, um nichts zu verpassen oder gar für Geld?
Um mich herum wächst, rennt, und kreiert es trotzdem weiter. Die Menschen suchen, hetzen, streben. Und schauen mitunter seltsam mitleidig auf mich herab. Depression, Lethargie, Stillstand, Faulheit, Apathie wird diagnostiziert. Ich fühle das nicht. Nur einsam fühle ich mich manchmal in meinem Nichtstreben.