Momotasking

momo

Arbeiten Sie wie Beppo der Straßenfeger

Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich.
Man denkt, die ist so schrecklich lang;
das kann man niemals schaffen, denkt man.
Und dann fängt man an, sich zu eilen.

Und man eilt sich immer mehr.

Jedes Mal, wenn man aufblickt,
sieht man, dass es gar nicht weniger wird,
was noch vor einem liegt.

Und man strengt sich noch mehr an,
man kriegt es mit der Angst,
und zum Schluss ist man ganz außer Puste
und kann nicht mehr.

Und die Straße liegt immer noch vor einem.

So darf man es nicht machen.
Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du?

Man muss nur an den nächsten Schritt denken,
an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich.
Und immer wieder nur an den nächsten.

Dann macht es Freude, das ist wichtig,
dann macht man seine Sache gut.
Und so soll es sein.

Momotasking

Teilzeitglück

„Bist Du glücklich?“ habe ich einen Freund vor Kurzem gefragt und mir diese Frage dann auch selbst gestellt. Ich habe ein Gänseblümchen entblättert, mit einem Stethoskop tief in meinen Bauch hineingehört und das Türkisch-Mokka-Untertassen-Orakel befragt und kaum auf ein eindeutiges

Das Glück ist ein sehr flüchtiges und eigenwilliges Tierchen. Es ist scheu, lässt sich nicht einsperren und ist genauso schnell wieder weg, wie es kam. Aber der Mensch kann das nur sehr schlecht akzeptieren. Dinge, die er liebt und die ihn attraktiver erscheinen lassen – wie auch Jugend, Erfolg, Reichtum – will er einfangen, konservieren und wenn es gar nicht anders geht, auch kopieren.

Ich möchte Niemandem seine Illusionen nehmen, aber das Glück lässt sich nicht reproduzieren. Weder in Form von Schuhen, Autos oder Events, noch kann man es dauerhaft halten und konservieren. Es kommt dann, wenn es Lust hat und sich wohlfühlt. Und dann kommt es darauf an, dass man es sieht und von den Kopien unterscheiden kann.

Wenn mein Glück da ist, sehe ich es, fühle es und genieße den flüchtigen Moment mit ihm. Ich weiß nicht, wann es wieder kommt. Aber es kommt. Immer wieder.

Teilzeitglück

Wertwechsel

Alles wird von uns bewertet. In unseren Köpfen, unterbewusst, auf direktem Weg. Man bewertet die Anderen, sich selbst, die Vergangenheit, das Wetter. Warum wir was oder wen, wie bewerten hängt von uns selbt ab. Von unseren Erfahrungen, Ängsten, Wünschen, und Hoffnungen. Den Einflüssen durch unsere Eltern, die Gesellschaft, die Menschen, die bisher unseren Weg gekreuzt und unser Denken beeinflusst haben.

Jeder hat also seine ganz eigene (Be)wertungstabelle, die relativ starr ist und nur sporadisch modifiziert wird.

Ich fange heute an meine Wertungstabelle umzuschreiben. Eine 2.0 Version quasi.
Warum? Weil mir die alte nicht mehr gefällt.

Faulheit = Entspannung
unproduktiv = freischaffend
Problem = Herausforderung
chaotisch = vielseitig
naiv = freidenkend
laut = lebendig
frech = aufgeweckt
Regen = Wachstum
Schmerzen = Lebendigkeit
ungeduldig = neugierig
hässlich = genau richtig
Fehler = Lehre
fremd = interessant
Angst = Unentdecktes
erwachsen = begrenzt
kindisch = authentisch
sprunghaft = lebendig
Bösartigkeit = Hilflosigkeit

usw.

Wertwechsel

Grasgrün

Immer wieder wandert mein Blick über den Gartenzaun des Nachbarn. Spinne ich oder ist das Gras da tatsächlich grüner? Das muss der Sonneneinfallswinkel sein. Oder die riesige graue Wolke, die über meinem Garten schwebt.

Augen fest zukneifen, bis zehn zählen… Immer noch grüner!

Dünger, es muss der Dünger sein! Gleich morgen gehe ich zum Pflanzenfachhandel und besorge mir was Neues. Haben die mir wieder irgendetwas Mieses aufgeschwätzt.

Ach, ich muss es realistisch betrachten. Es geht immer besser. Aber es geht auch immer schlechter. Habe ich nicht mal irgendwo gelesen, dass positiv denkende Menschen sich immer mit solchen vergleichen, die es weniger gut haben? Irgendeine der Nachbarsgrünanlagen wird dem ja wohl entsprechen.

Also den Blick rüber zum rechtsseitigen Nachbarsgras. Grüner! Vielleicht das hinterm Haus? Noch Grüner!

Ich renne in meinen Wohnwagen, schnappe mir meine kleine Trittleiter und klettere über den Zaun. Den linken, den rechten und den hinteren.

Pah! Ich wusste es! ICH WUSSTE ES!! Bei näherer Betrachtung sieht das Gras gar nicht mehr so grün aus und ich erkenne sogar Löcher, hässliche braune Stellen und allerlei Geziefer! Ha!

Triumphierend lege ich mich zurück in meine Hängematte und lasse meinen Blick schweifen. Meine bunte, wilde Blumenwiese strahlt mir mit voller Kraft entgegen und ich schlafe lächelnd ein.

Grasgrün

Fliegen, Schwimmen oder Wurzeln schlagen?

Bäume sind stark und trotzen jeder Gewalt. Ihre Wurzeln halten sie fest an dem Ort an dem sie gepflanzt wurden. Vielen Anderen sind sie ein Zuhause und eine Zuflucht und schauen doch manchmal sehnsuchtsvoll nach Denen, die kommen und Denen, die gehen.

Fische haben die Weiten des Ozeans vor sich. Sie bewegen sich frei, schnell und grenzenlos und kennen jeden noch so kleinen Winkel des Meeresgrunds. Doch sind sie gefangen in ihrem Element und ersticken an der Luft. Den befreienden Zustand des tiefen Ein- und Ausatmens, werden sie nie erfahren.

Mein Traum ist es von jeher davonfliegen zu können. Eine Weile über den Dingen zu schweben und wenn ich Sehnsucht habe und eine Erdung brauche, lande ich wieder für eine Weile, gehe schwimmen und lege mich in die Sonne. Doch manchmal fühle ich mich rastlos, wünsche mir die Wurzeln eines Baumes und dass ich mich blind auskenne in der Welt, in der ich mich bewege.

Ob wir wirklich entscheiden können, was wir sind? Ich glaube nicht. Aber ich glaube, dass Jeder dann am glücklichsten ist, wenn er das lebt, was er ist.

Fliegen, Schwimmen oder Wurzeln schlagen?

Sekundenweise

Der wundervolle Werbefilm der Mimi Foundation hat mich vor zwei Jahren berührt und seitdem nicht mehr losgelassen.

Manchmal würde ich mir genau das wünschen: Nochmal für eine Sekunde so entspannt, frei und unbeschwert zu sein, wie ich es damals als Kind war. Als hinter der nächsten Hausecke das Abenteuer gewartet hat und die Straße in der ich aufwuchs meine große weite Welt war. Als HubbaBubba-Blasen so groß waren, dass sie mein komplettes Gesicht verklebt haben und jeden Tag Spaghetti Bolognese mein Drei-Sterne-Menü war. Als ich so viele Dinge zum ersten Mal gemacht habe und dabei ununterbrochen auf die Nase gefallen bin, ohne jemals aufzugeben. Als Freundschaften noch mit Mutproben besiegelt wurden und Rasensprenger Niagarafälle waren. Als ich auf meinem Globus kleine Reisen angefangen habe, die in meinen Traum zu großen Abenteuern wurden. If only for a second.

Sekundenweise

Hermann my love

„Er empfand, dass ihm bei allen Festen und aller Lust dieser Erde doch niemals ganz und gar wohl und heiter ums Herz sein könnte, dass er auch inmitten des Lebens ein Einsamer und gewissermaßen ein Zuschauer und Fremdling bleiben würde und er empfand, dass seine Seele unter vielen anderen allein so beschaffen sei, dass er zugleich die Schönheit der Erde und das heimliche Verlangen des Frühlings fühlen musste.“

Hermann Hesse – Der Dichter

Hermann my love

Führwahr

Ich möchte, dass man mir zuhört. Ohne Kommentare und ohne gute Ratschläge. Ich möchte, dass ich etwas sage und es einfach so stehenbleiben darf ohne Urteil, Verbesserung oder Wertung. Ich möchte gehört werden.

Ich möchte, dass man mich sieht. Hinter den schönen Kleidern und den gut gemachten Haaren. Ich möchte Menschen treffen, die meine Inneres sehen und erkennen. Erkennen, dass es all diese vergänglichen Äußerlichkeiten überstrahlt. Ich möchte gesehen werden.

Ich möchte, dass man mich fühlt. Meine Freude und meine Verletzlichkeit. Meine Liebe und meine Ängste. Meine Euphorie und meine Trauer. Ich möchte, dass man all meine Gefühle zulässt und mich so als Ganzes annimmt. Ich möchte gefühlt werden.

Führwahr

Jahresplan

Ein bisschen spät im kalendarischen Sinne, aber der erste Januar ist nur eine Zahl und gute Vorsätze sind es immer wert umgesetzt werden.

  • Einen Wald erforschen
  • Mir die Haare selbst schneiden
  • Fussball spielen
  • Eis mit ganz viel Schlagsahne
  • Völlig unnütze Sachen basteln
  • Verkleiden – auch ohne Fasching
  • Viele verschiedene Instrumente ausprobieren – egal, wie schief es klingt
  • Eine Avocadopflanze züchten
  • Sterne gucken
  • Tretboot fahren
  • Wütend sein
  • Alleine ins Kino gehen
  • Auf einer Blumenwiese mein Lieblingsbuch lesen
  • Von irgendetwas sehr hohem runterspringen (vorzugsweise mit einem Fallschirm oder zumindest tiefem Wasser am Landepunkt)
  • Ganz viel Marzipan essen
  • Wolkenbilder erraten
  • Einen Schal stricken für Jemanden, den man sehr lieb hat
  • Einen ganzen Tag lesend im Bett verbringen
  • Einfach loslaufen ohne Ziel
  • Im Regen tanzen
Jahresplan